Festbrennweite vs. Zoomobjektive. Eine Glaubensfrage.

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Früher gab es nur Festbrennweiten-Objektive, aber irgendwann kam ein findiger Entwicklungsingenieur auf die Idee, Objektive mit variablen Brennweiten zu konstruieren.

Die Vorteile lagen auf der Hand: Die Fotografen konnten nun ohne Objektivwechsel andere Bildausschnitte wählen, das Motiv näher „heranzoomen“ und hatten praktisch mehrere Objektive in einem einzigen zur Verfügung. Ein kurzer Dreh und man konnte von Weitwinkel auf Teleobjektiv wechseln. Der Markt mit diesen Multitalenten begann zu boomen, so dass heute kein namhafter DSLR-Kamera-Hersteller darauf verzichten kann.

Schwere Jungs.

Zwar sind die Zoomobjektive etwas schwerer und auch teurer als die festen Brennweiten, jedoch muss man beim objektiven Vergleich das Gewicht und den Preis von mindestens drei Festbrennweiten mit einbeziehen, sonst ergibt es ein schiefes Bild und dann gewinnt eindeutig das Zoomobjektiv.

Preis.

Da die Festbrennweiten eine einfachere Bauweise haben, sind sie häufig auch günstiger, Zoomobjektive stellen weit höhere Anforderungen an die Gläser. Durch die Verwendung von weniger Bauteilen bei zusätzlicher Materialersparnis ergibt sich ein oft deutlich niedriger Preis.

Scharfe Sache.

Festbrennweiten, so sagt man, haben eine bessere Abbildungsleistung. Stimmt(e)! Zumindest war das früher der Fall. Zoomobjektive haben mehr bewegliche Teile in ihrem Innenleben, die Linsen können in einem komplizierten System verschoben werden, wodurch die Montage und Justierung erschwert wird. Festbrennweiten haben etliche Bauteile weniger und können fest im Objektiv verbaut werden, außerdem ist der Glasanteil und die Mechanik weniger aufwändig, haben aber, und das ist positiv, meist eine sehr viel höhere Lichtstärke. Nehmen wir mal ein von mir getestetes 50 mm Objektiv von Canon und ein 28 – 80 mm Standard-Zoomobjektiv der gleichen Marke. Mit beiden Objektiven wird mit der selben Kamera unter absolut gleichen Bedingungen fotografiert: Stativ, gleiches Motiv (Zeitungsseite auf einer Magnettafel oder an die Studiowand tapeziert), gleiches Licht, beide mit 50 mm – Einstellung.

The winner is…

Das Objektiv mit der Festbrennweite. Aber nur ganz knapp, denn die modernen Zoomobjektive sind mittlerweile offensichtlich so gut geworden,  dass man die Nachteile ruhig außer Acht lassen kann, es sei denn, die Aufnahme soll etwa auf die Größe eines Bettlakens vergrößert werden!

Fazit.

Ich fotografiere gern mit meinem praktischen Zoomobjektiv, habe aber auch eine Festbrennweite für besondere Gelegenheiten, wenn ich eine bessere Lichtleistung benötige, z. B. bei der Portraitfotografie, wenn ich die offene Blende nutze wegen der geringeren Schärfentiefe.

Zum Abschluß noch ein Tipp für den Objektivkauf:

Gehen Sie zu Ihrem Fachhändler und bitte Sie ihn um mehrere gleicher Objektive von der Sorte (z.B. 50 mm), die Sie kaufen wollen. Nehmen Sie diese mit nach Hause und testen Sie sie unter den Bedingungen wie oben beschrieben (Zeitungsseite). Machen Sie anschließend Vergrößerungen und legen Sie Ihr Augenmerk auf die Bildränder, denn dort werden Sie voraussichtlich die unterschiedlichen Fertigungsqualitäten erkennen, wie z. B. tonnenförmige Verzeichnungen oder Unschärfen.

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